Sonntag, Mai 03, 2009

Unsichere Konjunkturprognosen

War zu Beginn des Jahres noch von einem Wirtschaftsrückgang um 1 bis 2 Prozent die Rede, so geht die Bundesregierung inzwischen von 6 Prozent aus und prophezeit für 2010 eine Rückkehr ins Wachstum mit 0,5 Prozent.

Demgegenüber geht die EU-Kommission in ihrer jüngsten Prognose davon aus, dass sich die deutsche Wirtschaft auch im Jahr 2010 um 0,2 und 0,3 Prozent schmälere.

Als ich die ersten Prognosen hörte ("ein bis zwei Prozent"), glaubte ich sie zwar nicht, denn die Infos über die "Finanzkrise" zeigten schon eine Dimension des Misswirtschaftens an, die viel stärker auf die Wirtschaft durchschlagen musste, weil die Großunternehmen offenbar viel höhere Kreditkapitalquoten haben als es kleineren Betrieben möglich wäre, folglich auch stärker vom permanenten Wachstum abhängig sind, obwohl die Gewinne über viele Jahre gut waren, aber im Wettbewerb um Kapitalrenditen übermäßig ausgeschüttet wurden, nicht konsolidierten. Es ist eben so, dass wer schon sieben Prozent mehr braucht, weil das der Schuldzins ist, konjunkturanfälliger ist als das eigenkapitalisierte Unternehmen.

Für ein gesundes Unternehmen und auch für eine gesunde Volkswirtschaft dürfte es ansonsten kaum problematisch sein, wenn Wachstum ausbleibt oder die Umsätze/Gewinne rückläufig sind. Je danach, wie monopolisiert die kreditfinanzierten Wirtschaftsbereiche sind, desto mehr schlägt allerdings die Krise der Kranken auf die Gesunden durch, denn dann können die Gesunden nicht den Markt der Kranken übernehmen, weil die unrückzahlbaren Kredite inzwischen "systemisch" sind und nicht umgekehrt durch haftendes Eigenkapital übernommen werden können, ohne dass sich die Gesunden übernehmen.
Gesundung der Wirtschaft würde Konkurse maroder Unternehmen voraussetzen. Damit lässt sich nicht Wahlkampf machen.
Aber die "Rettungsschirme" sollten so konstruiert sein, dass sie den Aufschlag weicher machen, nicht nur die Landung hinauszögern oder zu verhindern versuchen, denn der Höhenflug von Renditeansprüchen gehört nicht nur abgebrochen, sondern auch nicht wiederholt.

Notenbanken und Geschäftsbanken

Japans Notenbank beließ die Leitzinsen bei 0,1 Prozent, die EZB wird womöglich auf 1 Prozent runter, die US-Leitzinsen liegen seit Dezember 2008 bei nahezu Null, was inflationsbereinigt einen Bonus auf Schuld bedeutet, hilft den Banken, wenn sie denn brauchbare Pfande zu bieten haben, aber verbesserte die amerikanischen Wirtschaftsdaten nicht, wobei nur sicher scheint, dass es ohne Leitzinstief noch schlimmer stehen könnte.

Und änderten sich die Banken? Nach kurzem Machtkampf verlängerte Ackermann um drei Jahre nebst seiner Geschäftspolitik "25 Prozent Rendite trotz Krise".

"Ganz toll, mutiger Mann, über die Schelte durch Bundespräsident und Päpste erhaben", werden nun wieder einige denken, die das Denken auch nach der Finanzkrise nicht lernten, denn wer als Bank solche Gewinnziele hat, hat an soliden Bankgeschäften zu wenig Interesse.

So kommt es, dass seine Filialdeppen anrufen, ob Interesse an diesem oder jenem Derivat bestehe, anstatt einfach mal zu sagen: "Sie haben alle Kredite pünktlich zurückbezahlt. Offenbar funktioniert Ihr Geschäft. Wir würden uns wünschen, Sie bauen Ihre Dächer aus, modernisieren die Häuser, weiten Ihr Kerngeschäft aus - mit unseren Hypotheken!"

Nichts dergleichen. Stattdessen nur Zockergeschwätz. Trotz Finanzkrise.

Nein, die Banken sind noch blöder geworden. So bestand vor einigen Wochen eine der führenden Immobilienfinanzierer darauf, dass ein Grundschuldeintrag gelöscht wird, weil der Kunde die Grundschuld abbezahlt hatte. Der Kunde hatte angeboten, die Eintragung zu belassen, damit bei eventuellem Kreditbedarf die erheblichen Eintragungskosten gespart werden können, falls die eingetragene Bank konkurrenzfähig offeriere.

Die Abweichung vom Schema ist keine Kunst von Bürokraten, denn das sind sie allen Vorstellungen zuwider, die naive Bewunderer von unseren Großzockern haben.

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